Die erste Berührung mit dem PZGRENB13
Ich strebte schon immer nach Herausforderungen und verspürte ebenso den Drang, an meine körperlichen Grenzen zu gelangen. Dies erhoffe ich mir bei der Ausbildung im Bundesheer.
Schon seit der Stellung war mir klar, dass ich meiner Wehrpflicht in Ried nachkommen will. Das Einrücken am 11. Jänner 2021 beim Panzergrenadierbataillon 13 verlief trotz der vorhandenen Corona-Maßnahmen schnell und reibungslos. Alle Grundwehrdiener wurden gleich nach dem Eintreffen einem PCR-Test unterzogen und anschließend in Gruppen zu ihren Zimmern geführt. Bereits nach einigen Stunden hatte ich mich an die durchgehende Maskenpflicht gewöhnt. Unser Gruppenkommandant stellte sich uns vor und erklärte den Ablauf der folgenden Tage, woraufhin wir auch noch kurz Zeit hatten ihm einige Fragen bezüglich unserer folgenden Ausbildung zu stellen. Nachmittags erfolgte eine Einweisung in Verhaltensregeln und verlangter Grunddisziplin. Anschließend wurde uns unsere gesamte Bekleidung, Uniform und Ausrüstung übergeben. Zum Abschluss des Tages erhielten alle Rekruten ihre Waffen im Rahmen einer feierlichen Waffenübergabe, wobei mir die große Ehre zuteilwurde, stellvertretend für den gesamten zweiten Zug der Stabskompanie (StbKp), mein Sturmgewehr direkt vom Kompaniekommandanten entgegennehmen zu dürfen.
Normalerweise beginnt unser Tag in der Kaserne mit der Tagwache um 0600 Uhr. Innerhalb weniger Minuten gilt es, die Körperpflege durchzuführen, seine Uniform anzuziehen und gruppenweise zum Frühstück anzutreten. Unsere Zeit ist eng bemessen, denn bis 0710 Uhr ist der uns zugeteilte Bereich unserer Unterkunft zu reinigen. Die Vorbereitungen zur Standeskontrolle beginnen um 0715 Uhr. Dabei tritt die komplette Stabskompanie vor dem Kompaniegebäude zur Meldung an den Kompaniekommandanten an. Nach der Begrüßung macht Dieser die Vorgaben für den weiteren Ausbildungsablauf an die Grundwehrdiener und das Kader. Ab 0730 Uhr erfolgt der Tagesablauf nach Dienstplan, welcher täglich von Waffen und Schießdienst bis Exerzierdienst geprägt ist. Auch diverse Unterrichtsblöcke und Weiterbildungen fallen dabei an. Um die Sicherheitsabstände und Corona-Maßnahmen einhalten zu können finden diese in der Messehalle statt. Mittag- und Abendessen gibt es zwischen 1100 bis 1300 Uhr und 1700 bis 1800 Uhr. Ab 2130 Uhr bereiten wir uns nach erfolgter Körperpflege auf die Nachtruhe um 2200 Uhr vor.
Generell sind meine Erfahrungen in den ersten Wochen größtenteils positiv. Schnell war klar, dass es egal ist, wer man ist und woher man kommt, denn nur die erbrachte Leistung zählt. Wer überall sein Bestes gibt, hat hier eine tolle Zeit!
Die Ausbildung auf dem Sturmgewehr (StG77) zählte in den folgenden Wochen zu einem meiner persönlichen Highlights. Sowohl das Auseinandernehmen und Zusammensetzen der Waffe als auch das sogenannte Trockentraining auf dem Kasernengelände sind zwar sehr anstrengend, machen mir aber trotzdem viel Spaß. Gerade bei diesen Übungen überschreiten wir häufig unsere körperlichen Grenzen. Besonders Brillenträger wie ich haben dabei zurzeit erschwerte Bedingungen, da durch die konstante Maskenpflicht die Brillengläser durch den eigenen Atem immer anlaufen. Ich überlege deswegen auf Kontaktlinsen umzusteigen.
Nach langer Ausbildung fuhren wir schließlich zum Absolvieren der ersten Schießübungen auf den Schießplatz RAMSAU/MOLLN. Umgeben von hohen Bergen und bei andauerndem Schneefall stand für uns der erste Eingewöhnungsmarsch mit kompletter Ausrüstung auf dem Programm. Wir bewältigten fürs Erste nur zehn Kilometer, da die schwere Ausrüstung und das kalte Wetter sehr an unseren Kräften zehrten. Das Marschieren in den engen Lederstiefeln erwies sich für mich als ein Problem, da sich das spröde Leder erst an meine Füße anpassen musste und dadurch jeder Schritt schmerzte. Umso mehr freuten wir uns auf die warme Dusche in der Unterkunft und die anschließende Nachtruhe. Am zweiten Tag marschierten wir frühmorgens zum Schießplatz. Nach vielen Sicherheitsunterweisungen fiel um 0900 Uhr mein erster Schuss. Insgesamt hatten wir jeweils 69 Schuss zu Verfügung. Acht verschiedene und abwechslungsreiche Übungen standen uns dafür zu Verfügung, manche auch unter Einsatz der ABC- Schutzmaske. Dank der guten Vorbereitungen in der Kaserne durften wir uns über Lob aufgrund unserer hohen Präzision und Genauigkeit freuen.
Im Bundesheer wird uns ein sehr abwechslungsreicher und interessanter Alltag geboten, der in vielen Berufen nicht so gegeben ist.
Ich schätze vor allem die Kameradschaft, die in meinem Zivilberuf leider nicht an erster Stelle stand. Wenn jemandem eine Aufgabe schwerfällt hilft die gesamte Gruppe zusammen, bis das Problem beseitigt ist. Auch mit hoher Belastung und Dienstzeiten bis 2200 Uhr fällt es hier nicht schwer den ganzen Tag 100% zu geben, wohingegen es bei meinem erlernten Beruf für mich nahezu unvorstellbar wäre, eine tägliche Arbeitszeit von zwölf Stunden zu überschreiten. Es hat den Anschein, als ob unser Gruppenkommandant teilweise nicht nur unser Vorgesetzter, sondern auch einigermaßen Teil unserer Gruppe ist, was den Zusammenhalt deutlich stärkt.
Eine Karriere beim österreichischen Bundesheer könnte ich mir gut vorstellen!
Ich freue mich auf die noch folgenden Monate und bin gespannt welche Herausforderungen mich und meine Kameraden noch erwarten.